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Niedrige Arbeitszeiten in Deutschland

Laut Statistiken gibt es in Deutschland derzeit so niedrige Arbeitszeiten wie nie zuvor. Dafür steigt die Teilzeitquote an. Die Gründe finden sich unter anderem in modernen Arbeitszeitmodellen und dem Wunsch nach mehr Freizeit bei Arbeitnehmern.

Die Zahlen zu den niedrigen Arbeitszeiten

Die niedrige Arbeitszeit kommt unter anderem daher, dass der Krankenstand im Jahr 2023 gestiegen ist. 6,11 Prozent sind ein Rekord und ergeben im Schnitt 15,2 Arbeitstage, die Beschäftigte krankheitsbedingt ausgefallen sind. So hoch war der Stand seit 1991 nicht mehr.

Insgesamt sank die Arbeitszeit im Jahr 2023 um 0,3 Prozent auf insgesamt 1.342 Stunden. Das sind nicht mal vier Stunden pro Tag (und dabei sind Wochenenden und Feiertage nicht berücksichtigt).

Das einzige Jahr, in dem die Arbeitszeit niedriger war, war das Jahr 2020, als durch die Corona-Pandemie viele Unternehmen in eine Krise gerieten.

Auch bei den Überstunden gibt es sinkende Zahlen zu vermelden. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die unbezahlten Überstunden 2023 um 1,1 Stunden. Die bezahlten Überstunden sogar um 1,7 Stunden. Im Durchschnitt haben Arbeitnehmer im Jahr 2023 13,2 bezahlte und 18,4 unbezahlte Überstunden geleistet.

In der Teilzeit zeigt sich ein Aufwärtstrend. 2023 stieg die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten um 1,6 Prozent. Die Anzahl der Vollzeitbeschäftigungen hingegen stieg nur um 0,4 Prozent.

Die Anzahl der Beschäftigten steigt insgesamt aber stark an. 340.000 neue Arbeitnehmer kamen 2023 auf den Arbeitsmarkt. Damit wurde ein neuer Höchststand von 45,39 Millionen deutschlandweit erreicht.

Die wöchentliche Arbeitszeit liegt unter dem europäischen Durchschnitt von 37 Stunden. In Deutschland liegt sie bei 34,7 Stunden. Die niedrige Arbeitszeit der Niederlande von 31,3 Stunden in der Woche erreichen wir damit aber noch nicht.

Niedrige Arbeitszeiten dank New Work

Die Entwicklung zu niedrigen Arbeitszeiten ist längst mehr als ein Trend. Die Work-Life-Balance steht bei vielen Arbeitnehmern stark im Fokus. Sie wollen Arbeit, Familie und Freizeit für sich selbst einteilen.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat anhand von Umfrageergebnissen aus den letzten 40 Jahren festgestellt, dass der Wunsch nach niedrigen Arbeitszeiten bei Vollzeitbeschäftigten seit jeher besteht, durch die Pandemie allerdings vermutlich verstärkt wurde.

Teilzeitangestellte hingegen sind meistens recht zufrieden mit ihren Arbeitszeiten. Geringfügig Beschäftigte würden gerne mehr arbeiten, allerdings hat auch dieser Wunsch durch die Pandemie ein wenig abgenommen.

Die Zahlen der Pandemie-Jahre sind mit Vorsicht zu genießen, da sie das Bild verfälschen könnten. Es könnte aber auch sein, dass sie einfach eine Entwicklung ein wenig beschleunigt haben, die ohnehin nicht aufzuhalten war.

New Work ist ein Stichwort, das nicht erst seit der Pandemie existiert. Der Umstieg auf flexible Arbeitszeitmodelle war auch zuvor schon in vollem Gange. Die Pandemie hat aber vermutlich in vielen Unternehmen dafür gesorgt, diesen Vorgang zu beschleunigen, weil sie gezwungen waren, sich damit zu beschäftigen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Homeoffice, das seit 2020 in vielen Unternehmen etabliert ist.

Niedrige Arbeitszeiten in der Kritik

Natürlich sehen nicht alle diese Entwicklung positiv. Experten befürchten, dass Deutschland als Wirtschaftsstandort stark unter dem Rückgang der Durchschnittsarbeitszeit leiden könnte. Denn wo weniger gearbeitet wird, wird auch weniger produziert und ist weniger Platz und Zeit für Innovationen.

Die Sorge ist, dass Deutschland auf lange Sicht den Anschluss in vielen Bereichen verliert. Lösungen sind bisher aber nicht in Sicht, um gegen dieses Problem anzugehen. Es bleibt also abzuwarten, ob sich in die Richtung etwas entwickelt und vielleicht ganz neue Arbeitszeitmodelle entstehen, die es möglichst allen recht machen.

Fazit

Niedrige Arbeitszeiten haben ihre Ursache vor allem in dem Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance der Arbeitnehmer. Die Statistiken zeigen, dass die Unternehmen diesen Wünschen versuchen entgegenzukommen. Die Pandemie im Jahr 2020 hat die Umstellung vermutlich beschleunigt. Für die Arbeitnehmer und deren Work-Life-Balance ist das eine positive Entwicklung. Es könnte sich aber negativ auf Deutschland als Wirtschaftsstandort allgemein auswirken.

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